30 Jahre im Canarisweg das Leben geteilt - Verabschiedung der "Kleinen Schwestern Jesu" aus Hannover-Mühlenberg
Dreißig Jahre lang haben die "Kleinen Schwestern Jesu" das Leben mit den Menschen im Canarisweg geteilt. In der ganzen Zeit sind sie in diesem Straßenzug, der vielen als "sozialer Brennpunkt" gilt, Zeugen des Evangeliums gewesen. In ihrer Wohnung, im Treppenhaus und auf der Straße waren sie ansprechbar und offen für die Situation ihrer Nachbarn, besonders ihre Sorgen und Nöte.
Viele Mitglieder der Pfarrgemeinde und zahlreiche weitere Gäste haben die Gelegenheit am vergangenen Sonntag genutzt und sich von den "Kleinen Schwestern" verabschiedet. Die Gemeinschaft muss den Standort Hannover wegen Nachwuchsmangels aufgeben. Der Weggang ist ein großer Verlust für den Canarisweg, den Stadtteil Mühlenberg und das ganze Bistum Hildesheim.
Am Ende eines stimmungsvollen Gottesdienstes übergab die Kleine Schwester Edith der Gemeinde ein Kreuz. Dreißig Jahre lang hing es in der Hauskapelle der Schwestern in ihrer Wohnung. Die Schwestern selbst haben es beim Einzug erhalten. Es stammt aus Familienbesitz und wurde von Insassen eines Konzentrationslagers aus Materialen hergestellt, die gerade greifbar waren.
Möge dieses Kreuz für die Pfarrgemeinde ein Zeichen sein, der Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, im Geist der "Kleinen Schestern" zu begegnen.
Die Verabschiedung endete am frühen Nachmittag mit einer Andacht unter der Leitung von Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger. (dk)
Über ihr Leben im Canarisweg haben die Kleinen Schwestern folgenden Text auf der Webseite www.kleineschwesternjesu.net veröffentlicht:
Gemeinschaft Hannover
Unsere Fraternität Hannover liegt in einem Viertel am Rande der Stadt, dass - umgeben von Schnellstraßen - wie eine Insel wirkt: ein Eindruck, der durch den vielgenutzten Zugang über eine Brücke noch verstärkt wird. Über und unter unserer Wohnung je fünf Stockwerke, links und rechts ebensoviele weitere Hauseingänge - da spüren wir, daß unsere kleine Gemeinschaft und der Wunsch nach einer stillen Präsenz des Gebetes wie in das Herz dieses immensen Wohnblocks gebettet sind. Ein Block der uns mit Leben beschenkt.
Zu viert leben wir hier mit Nachbarn aus den unterschiedlichsten Ländern. Durch die weltweiten Migrationsbewegungen sind viele Flüchtlinge und Asylbewerber gekommen, und es gibt eine große Fluktuation. Menschen verschiedener Kulturen, Sprachen und Religionen wohnen Tür an Tür, und besonders die Kinder kommen gern zu uns.
Es sind vor allem Edith und Hanna-Gertrud, unsere Rentnerinnnen, die eine allzeit bereite Anwesenheit im Viertel leben und die Beziehungen zu den Menschen und Familien pflegen. Hinein mischen sich die jeweils eigenen Arbeitsalltage von Hélène-Jaqueline und Irmgard. Während Hélène als Schichtarbeiterin in einem Großlager angestellt ist, arbeitet Irmgard als Küchenhilfe in einer Betriebskantine. So ist unser Gemeinschaftsleben bunt wie unser Wohnviertel; Freude und Herausforderung zugleich ... und nie langweilig.